Händel, ein vergleichsweise früher. Es ist das erste echte Barock-Album der Haydn-Sinfonietta Wien, die, wie der Name schon sagt, doch eher in der Früh-, Hoch- und Spätklassik zu Hause ist. Und das mit großem Erfolg – hochgelobt von der Kritik für zupackendes Musizieren, hohe Disziplin und aufführungspraktische Authentizität.
Geschrieben um seine Majestät auf Reisen zu unterhalten
Nun also haben Manfred Huss und die seinen, allen voran Konzertmeister Simon Standage, Händels Wassermusik neu aufgelegt – und das trifft es – denn aus den drei Suiten wurde nur eine.
Ursprünglich ist ja angeblich nur die 2. Suite tatsächlich verbürgt gewesen für die Barken-Fahrt Georgs I. von Whitehall bis nach Chelsea und zurück. Allerdings würde diese Musik kaum ausgereicht haben, um Majestät während der knapp sechs Kilometer langen Flussfahrt inklusive Ein- und Ausschiffen ausreichend zu unterhalten.
Eine neu aufgefundene Abschrift – die älteste bisher – zeigte, dass dem auch so war und stattdessen während der guten Stunde Bootsfahrt die Sätze aller drei Suiten – allerdings auch in veränderter Reihenfolge – gespielt wurden.
Abwechslungsreicher, auffälliger - ein hörbarer Genuss
Diese Dramaturgie liegt auch hier zugrunde und wirft ein ganz neues, viel abwechslungsreicheres Licht auf Händels berühmtes Werk. So erklingt beim "Boarding" regelgerecht die Ouvertüre und beim Verlassen des Schiffs das sogenannte Trompetenmenuett als effektvolles Finale. Dazwischen wechseln die Besetzungen und Stile nun auffälliger als sonst.
Und die Haydn-Sinfonietta zeigt hier, dass sie auch mit Barockmusik hervorragend umgehen kann: zügige Tempi, ein Gefühl für Gestik und Phrasierungen – tolle Virtuosen, die mit großer Spielfreude glänzen – besonders die Naturhörner seien erwähnt, die sich blitzsauber hören lassen. Und das Ganze in einem (man merkt die jahrelange Erfahrung) sehr homogenen Zusammenklang, der das Zuhören zum Genuss werden lässt.
Auszeichnungen



MDR Figaro"Händels Wassermusik einmal anders: neu aufgelegt von der Haydn Sinfonietta Wien unter der Leitung von Manfred Huss wurden die drei Suiten auf eine reduziert. Sehr gelungen - unsere CD der Woche."
André Sittner, MDR FIGARO-Musikkritiker
September 2013
Klassik Heute"Eine neuartige Wassermusik-Interpretation verspricht in seinem Begleittext Manfred Huss, der Leiter der vorliegenden Aufnahme, und in der Tat sind hier einige Neuigkeiten zu vermerken. Zum einen basiert die Einspielung auf der neuen kritischen Gesamtausgabe des Werkes (2007), deren Quelle mangels eines Autographs die wohl älteste (und nun neu aufgefundene) Abschrift aus dem Jahre 1718 war. Zum anderen wird die Wassermusik von Händel in einer Großform und nicht in einzelnen Suiten dargeboten – dies bietet ein faszinierendes Hörerlebnis zwischen klangfarblich unterschiedlichen, mal von Hörnern, mal von Trompeten oder Holzbläsern dominierten großen Abschnitten. Und auch die Besetzung wirkt etwas opulenter als bei einigen anderen Aufnahmen des Werkes: dies wird von Manfred Huss aufgrund der heutigen Kenntnisse über die legendäre Aufführung des Werkes (17. Juli 1717 während der Bootsfahrt des Königs Georg I. auf der Themse) bewußt eingesetzt und durch Cembalo, Pauken und Theorbe laut der damals üblichen Praxis für Konzertaufführungen ergänzt.
All diese neuartigen Impulse dienten einer durchgehend inspirierten musikalischen Annäherungsweise: das Ensemble Haydn Sinfonietta Wien liefert eine spieltechnisch einwandfreie, sehr akzentfreudige und in den Klangproportionen hervorragend ausbalancierte Leistung, in der die Kontraste zwischen den fröhlich tuckernden Sätzen mit Hörnern (tr. 3 und 5), den der feierlich schmetternden Trompeten (tr. 22) und den sehr elegant phrasierten Tanzsätzen mit Holzbläsern (tr. 14-15) bestens zur Geltung kommen. Eine hörenswerte Alternative zu solchen Referenzaufnahmen wie etwa der von Trevor Pinnock."
Dr. Éva Pintér
November 2013